Die Bundeswehr, ein Koloss ohne Power
- rrohstoff
- 25. Feb. 2024
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. März 2024

Die deutsche Landesverteidigung braucht neue Waffen, Strukturen und Strategien - das sind die Lehren aus zwei Jahren Ukraine-Krieg
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hat Kanzler Olaf Scholz eine beeindruckende Kehrtwende verkündet. Die „Zeitenwende“. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung, des Rückbaus und Umbaus zu einer Einsatztruppe für Auslandseinsätze soll die Bundeswehr wieder kampffähig werden, mittels eines 100-Milliarden-Sofortpakets. Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, die Milliarden sind weitgehend verplant. Doch wofür? Die Ukraine hat in zwei Jahren bewiesen, dass sie mit neuen Strategien, enormer Beweglichkeit, hochmotivierten Kämpfern, mit Drohnen und westlicher Waffentechnik in der Lage war, die russische Invasion zu stoppen, den Russen verheerende Verluste beizufügen - auch wenn es derzeit so scheint, als könnten die Russen das Blatt wenden und über die Einnahme von Awdijiwka an mehreren Frontabschnitten in die Offensive kommen.
Bisher ist nicht erkennbar, dass daraus im Verteidigungsministerium die richtigen Lehren gezogen werden.
Kaum Interesse an Kampfbrigade
Immer wieder tauchen derzeit unbekannte Drohnen über deutschen Kasernen und Truppenübungsplätzen auf. Es gibt kaum Zweifel, dass der russische Geheimdienst FSB ziemlich genau informiert ist über die Kampfkraft der Bundeswehr. Ähnliche Aufklärungsoperationen laufen offenbar in vielen westlichen Ländern, etwa im Baltikum, in Polen, Schweden und Finnland. Was Putin dabei aus Deutschland erfährt, wird ihm kaum Sorgen bereiten. Beispiel: Als Verteidigungsminister Boris Pistorius Mitte 2023 die dauerhafte Stationierung einer 5000-köpfigen schweren Kampfbrigade in Litauen (sie soll bis 2027 voll einsatzbereit sein) verkündete, war die Überraschung in der Truppe groß. Rasch regte sich Widerstand. Mit Alfons Mais warnte ein Top-General laut „Spiegel“ intern vor einer finanziellen Überbelastung durch die Stationierung, die rund 25 bis 30 Millionen Euro kosten dürfte - pro Monat.
Das Interesse, freiwillig Teil dieser Kampfgruppe zu werden, soll ausgesprochen gering sein, heißt es. Das verwundert nicht wirklich. Ein denkbares Szenario der russischen Angriffspläne nach einer Eroberung der Ukraine sieht vor, dass die in Belarus stationierten russischen Truppen einen schnellen Vorstoß in Richtung der russischen Enklave Kaliningrad unternehmen und dabei die nur 90 Kilometer breite Suwalki-Lücke abriegeln könnten, schreiben Alexandr Burilkov und Christian Rieck in ihrer Analyse der militärischen Lage(Sirius, 7/23). Da Kaliningrad stark befestigt wurde und über Mittelstreckenraketen vom Typ Iskander und S-400-Raketenabwehrsysteme verfügt, wären die baltischen Staaten von Luftunterstützung und Hilfe vom Boden aus abgeschnitten. Mit anderen Worten: die Balten stünden alleine da, inklusive der Kampftruppe der Bundeswehr. Wäre das dann der NATO-Bündnisfall, der die drei Atommächte USA, Großbritannien und Frankreich zwingt, aktiv einzugreifen? „Wir sind bereit, jeden Quadratmeter des Bündnisgebietes zu verteidigen“, sagte Scholz unlängst der estnischen Ministerpräsidentin Katja Kallas.
Ob dieses Versprechen realistisch ist, bleibt abzuwarten.
Selbst die Türkei und der Iran sind weiter im Bau von Drohnen
Der Ukraine-Krieg belegt bisher, dass es ohne Drohnen auf künftigen Kriegsschauplätzen nicht gehen wird. Die Ukrainer sind da nicht wählerisch und kaufen ein, was der Markt hergibt: Sie haben die Quantix-Recon, Vector, die große türkische Bayraktar TB2 eingesetzt, ebenso die kleine polnische Kamikaze-Drohne Warmate. Über Aufklärungsdrohnen gelang es den Ukrainern, russische Verbände, einzelne Panzer und Artilleriestellungen ausfindig zu machen. Über die Plattform United24 sammeln die Ukrainer weltweit bei Unterstützern Millionen ein, um zivile Drohnen zu tausenden einzukaufen. Diese Drohnen (FPV) sind in der Lage, weit ins gegnerische Gelände hinein anzugreifen und enorme Schäden zu verursachen. Durch Umbauten steigern die Ukrainer die Reichweite auf 10 bis 22 Kilometer, angeblich sogar bis auf 800 Kilometer. Allerdings: die Russen ziehen inzwischen gleich, baut mit Bordmitteln eigene Drohnen. Sie haben zehntausende Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt und unterbrechen durch Störsender die Funkverbindung zwischen den ukrainischen Drohnen und den Drohnen-Lenkern.
Deutschland dagegen, das sich zu den Hightech-Ländern zählt, hinkt hinter den USA, Israel (Heron-3), der Türkei und selbst dem Iran hinter her. Jahrelang lähmte die Debatte, ob Deutschland überhaupt waffenfähige Drohnen anschaffen soll, den komplizierten Prozess eines Ankaufs. Wie bei vielen anderen Rüstungsprojekten wurde auch hier die Eigenentwicklung, beispielsweise über Airbus, diskutiert - was in der Regel dazu führt, dass die Indienststellung 10 bis 30 Jahre dauert. Beispiel: Ein Entwicklungsprojekt der Bundeswehr prüft den Bau und Einsatz von unbemannten Unterwasserdrohnen. Zeitrahmen: 2035. Die Ukraine dagegen hat binnen zwei Jahren durch Umbauten und Eigenentwicklung eigene Unterwasserdrohnen gebaut - und dadurch bereits mehrere Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte angegriffen und versenkt. Eine Task-Force der Bundeswehr beschäftigt sich nun mit dem Drohnen-Thema, das komplex ist. Wer Drohnen einsetzen will, muss sich auch mit einer stabilen Satelliten-Verbindung befassen, mit Relais-Drohnen sowie mit allen Varianten von feindlichen Störsendern.
Milliarden für das alte Konzept: Panzer und Kampfjets
Bei schwerem Gerät, Kampfjets und vielen Ausrüstungsgegenständen sind die Mängel in der Bundeswehr eklatant. Im Sommer 2018 waren nur 4 von 128 Eurofightern einsatzbereit. Die Einsatzbereitschaft der Waffensysteme insgesamt soll bei 50 Prozent liegen. Die schwere Haubitze 2000 funktioniert nach Aussagen der Ukraine gut und trifft, ist aber nach vier Wochen Einsatz bereits reparaturbedürftig. Die neuen Kampfhubschrauber erwiesen sich in Mali und in Afghanistan als nicht wüstentauglich. Bei Auslandseinsätzen mussten sich die Soldaten wichtigste Ausrüstungsgegenstände selbst kaufen, bei Manövern mussten teilweise Attrappen eingesetzt werden. Die Bundeswehr als „Besenstil“-oder „Operetten“-Armee…
Mit dem Sondervermögen sieht das Verteidigungsministerium nun offenbar die Chance, die Mängelliste abzuarbeiten. Rund 16,6 Milliarden Euro sollen den Landstreitkräften zufließen. Diese Milliarden fließen in den noch zu entwickelnden deutsch-französischen Superpanzer, den Nachfolger des Leopard2, in den Schützenpanzer Puma (ersetzt den Marder) und Truppentransporter GTK Boxer (ersetzt den Fuchs). Besonders der Panzer ist umstritten. Entwicklung und Bau dürften viele Jahre dauern. Das ganze Panzerkonzept, das seit den Panzerschlachten des Zweiten Weltkriegs die militärischen Lehrbücher dominiert, könnte überholt sein, wenn panzerknackende Drohnen-Schwärme in der nahen Zukunft Jagd auf die fahrenden Stahlbüchsen machen, die schon jetzt in der Ukraine zur Todesfalle für unzählige Soldaten auf beiden Seiten wurden. Geplant ist auch die Anschaffung von bis zu 64 neuen Panzerhaubitzen 2000 (Reichweite bis 56 Kilometer) und 12 bis 24 HIMARS aus US-Produktion (Reichweite bis zu 300 Kilometer). Sinn macht vor allem der Ankauf der HIMARS. „HIMARS mit ballistischen Kurzstreckenraketen würde der Bundeswehr eine mit dem Rest der NATO hochgradig interoperable Fähigkeit für gezielte Langstreckenschläge mit Reichweite zwischen zwischen 300 und 450 Kilometern geben“, sagen Experten wir Rieck und Burilkov. Dies gilt vor allem dann, wenn parallel eine Zielerfassung und Kontrolle durch Langstreckendrohnen möglich ist. Wie die Beschaffung von 12 bis 24 HIMARS-Werfern einzuordnen ist, zeigt das Beispiel Polen. Warschau hat in den USA 500 HIMARS-System und ein gigantisches Paket an Munition und Raketen im Wert von 10 Milliarden Dollar bestellt.
40,9 Milliarden für ein Luftloch
Während die Drohne eindeutig im Ukraine-Krieg das Geschehen dominiert, weil sie unbemannt und vergleichsweise günstig ist, ohne große Logistik auskommt und dezentral angesetzt werden kann, sind die Kampfjets die großen Verlierer. Der Grund liegt in den Fähigkeiten sowohl der russischen wie der ukrainischen Seite, niedrig fliegende Kampfjets mit Boden-Luft-Raketen aller Art abzuschießen. Neben der altbewährten US-Rakete Stinger, die von der Schulter abgefeuert werden kann, sind auch deutsche Flugabwehrsysteme wie die IRIS-T im Einsatz, aber auch der Flak-Schützenpanzer Gepard, den die Bundeswehr 2012 ausgemustert hatte, als die gesamte Flugabwehr außer Dienst gestellt wurde. 50 stammen aus Deutschland, 60 auf dem Umweg über die Niederlande aus Jordanien. Als Gepard-Ersatz wurde von Rheinmetall der neue Flugabwehrpanzer Skyranger entwickelt. Den hat die Bundeswehr jetzt bestellt - ganze 19 Stück. Hunderte wären wohl nötig.
Aber auch die russische Flugabwehr ist hoch entwickelt. Die S-300 Rakete trifft bis in große Flughöhen. Das russische Flugabwehrsystem BuK1 hat 2014 seine Funktion mit dem Abschuss der malaysischen MH17 aus 10000 Metern Höhe auf grausame Weise unter Beweis gestellt.
Im Ergebnis kommt die Analysten zum Schluss: Nicht die Kampfjets, sondern die Luftabwehr beider Seiten beherrschen den Raum. Die Russen fliegen Angriffe oft nur noch aus großer Höhe und nachts.
Trotz dieses Befundes soll der dickste Brocken des Zeitenwende-Pakets an die Luftwaffe gehen: Beschafft werden sollen 35 US-Tarnkappenjets vom Typ F-35A. Dazu ist geplant die Weiterentwicklung des Eurofighters und die Ausmusterung der maroden Tornados. Sinn macht der F-35 (Stückpreis weit über 100 Millionen Dollar) vor allem wegen der nuklearen Teilhabe. Die F-35 kann die restlichen ein- bis zwei Dutzend in Deutschland verbliebenen, auf dem Stückpunkt Büchel gelagerten US-Atomwaffen tragen und ins Ziel bringen. Falls die Amerikaner diese im Ernstfall tatsächlich freigeben sollten…. Taugt die F-35 auch zur Bekämpfung gegnerischer Stellungen? Möglicherweise schon. Aber wer will riskieren, dass diese kostbaren Highend-Maschinen abgeschossen werden? Dazu kommen erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit. Angeblich sind die US-F-35 nur zu 54 Prozent einsatzfähig. Ein Untersuchungsbericht stellte über 800 technische Mängel fest. Übrigens muss der Stützpunkt Büchel für die F-35 aufwändig ausgebaut werden. Die bisherige Kostenschätzung von 530 Millionen Euro musste gerade auf 1,2 Milliarden erhöht werden. Mal eben 670 Millionen Euro mehr. Eine für die Bundeswehr nicht ungewöhnliche Kostensteigerung.
Das alte Tabu: Die Bombe
Wie konnte es überhaupt zum Ukrainekrieg kommen? Viele Analysen verweisen stets auf das „Budapester Memorandum“ von 1994. Darin verzichtete die Ex-Sowjetrepublik Ukraine, die zahlreiche sowjetische Atomwaffen quasi „geerbt“ hatte und faktisch die drittgrößte Atommacht der Welt war, auf ihr gesamtes Arsenal. Das taten auch Belarus und Kasachstan. Im Gegenzug garantierte Russland die Souveränität dieser Staaten. Mit größter Wahrscheinlichkeit hätte es keinen russischen Angriff auf die Ukraine gegeben, könnte Kiew noch über das atomare Abschreckungspotential von damals verfügen. Diese bittere Vermutung lässt viele Befürworter der atomaren Abrüstung ihre Position neu überdenken. Die russische Drohung, in der Ukraine taktische Atomwaffen (kleine Bomben, die regional begrenzte Schäden anrichten können) einzusetzen, ist ernst zu nehmen. Deutschland hat sich stets für atomare Abrüstung und den Atomwaffensperrvertrag eingesetzt und auf die „Bombe“ verzichtet. Mit dem Wissen aus dem Ukraine-Krieg wird diese Position jetzt hinterfragt. Denn es ist offensichtlich, dass der bisher existierende atomare Schutzschirm der USA unter einem erneuten Präsidenten Donald Trump möglicherweise nicht mehr existieren wird. Die Forderung nach einer eigenen europäischen atomaren Strategie, wie sie die EU-Spitzenkandidatin der SPD, Katharina Barley, vorgetragen hat, ist das Ergebnis.
Wo bleibt die Reform?
Ursula von der Leyen hat es versucht, Annegret Kramp-Karrenbauer auch: die Reform der verkrusteten Bundeswehr-Strukturen. Weniger Stäbe, mehr Truppe. Schlanke Strukturen statt Wasserköpfe. Neuaufstellung des bürokratisierten Beschaffungswesens sind einige Stichworte. Es fehlt ein zentrales Kommando, um die Bundeswehr kriegsfähig zu machen. Die demokratische Kontrolle der Bundeswehr, die für jeden Einsatz ständig neue Genehmigungen durch den Bundestag benötigt, ist geprägt durch die Erfahrungen mit der NS-Wehrmacht, aber taugt das im Ernstfall, in dem schnelle Entscheidungen gefordert sind? „Eine Strukturreform an Haupt und Gliedern ist unabdingbar. Die Zeit drängt“, schreibt die NZZ. Ein Reformprojekt, noch erstellt vom Generalinspektor Eberhard Zorn, liegt vor. Doch die Beharrungskräfte des Apparats sind groß. Schon die Ankündigung, dass Verteidigungsminister Pistorius das Beschaffungsamt in Koblenz - mit 11000 Mitarbeitern Sinnbild für die Schwerfälligkeit und Ineffizienz der Bundeswehr - reformieren will (er tauschte die Präsidentin aus), sorgte im Apparat für helle Aufregung.
Nichts geht ohne Kriegswirtschaft
Nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine sind die westlichen Rüstungsarsenal leergefegt, ebenso de russischen. Moskau hat zuletzt im großen Stile iranische Drohnen eingekauft, dazu Munition aus Nordkorea. Dieser Krieg führt mustergültig vor, wie enorm wichtig Nachschub und Logistik sind. Im Ernstfall könnte die Bundeswehr ihre Rolle nicht spielen ohne eine exzellent organisierte Kriegswirtschaft. Ersatzteile, Munition in allen Formen, Treibstoff, Batterien und Chips für die Drohnenproduktion - die Liste der benötigten Teile im Rahmen einer Materialschlacht ist endlos. Dafür sind Produktionsstätten nötig, die möglichst so organisiert sind, dass sie sicher sind vor Angriffen und Sabotageakten. Wie wichtig diese Kernweisheit jedes militärischen Lehrbuchs ist, zeigt die Erfahrung der Russen, die anfangs hofften, Kiew und die Ukraine blitzkriegsartig erobern zu können, dann aber erleben mussten, dass ihre Panzerkolonnen ohne Nachschub und ohne begleitende Infanterie festsaßen und regelrecht abgeschossen wurden. Die wiederholten Sabotageakte gegen Leitungsnetze der Deutschen Bundesbahn haben gezeigt, dass die deutsche Infrastruktur im Ernstfall sehr leicht zu attackieren wäre.
In eigener Sache: Dies ist eine journalistische Aufarbeitung, keine wissenschaftliche, der bisher erkennbaren Zeitenwende-Projekte. Wenn Sie sachliche Fehler erkennen, bitte wir um Hinweise und korrigieren das gerne.
Abschließend hier die Thesen, die wir zur Diskussion stellen:
1. Der Ukraine-Krieg hat binnen zwei Jahren viele bisher übliche Regeln der militärischen Strategie ad absurdum geführt. Erfolgreich waren Strategien mit sehr mobilen, fast autonom operierenden Einheiten, die über eine gute, autonome Drohnen-Aufklärung in Echtzeit verfügten.
2. Trotz ständiger Attacken aus der Luft war die Ukraine in der Lage, gigantische Mengen an Material erfolgreich an die Front zu bringen. Wie das möglich war, ist ein Lehrstück für alle künftigen Konflikte. Wie das gelang, ist bisher kaum bekannt.
3. Der Einsatz von Drohnen und der Luftabwehr hat das Geschehen dominiert. Panzer und Kampfjets auf beiden Seiten, ja selbst die Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte erwiesen sich als anfällige Ziele.
4. Die bisher bekannte Planung für das deutsche 100-Milliarden-Projekt setzt jedoch auf genau darauf: Neue und bessere Panzer, Kampfjets und Kriegsschiffe, setzt also an der falschen Stelle an.
5. Die Bundeswehr braucht in vielerlei Hinsicht neue, effizientere Strukturen. Für die Neukonstruktion von Waffen (Kampfdrohnen, Unterwasserdrohnen) brauchten die ukrainischen Techniker weniger als zwei Jahre. Sie waren damit in der Lage, Kriegsschiffe zu versenken und diverse Panzer zu zerstören. Wie haben die Ukraine das gemacht, wie war das möglich? Es ist bisher kein Interesse erkennbar, von der Ukraine zu lernen.
6. Wenn die Bundeswehr, wie Minister Pistorius wiederholt sagte, „kriegsfähig“ werden soll, müssen die Kommandostrukturen, die Beschaffung und Logistik, eigentlich die gesamte Struktur und Bewaffnung auf den Prüfstand. Auch die von der Regierung Merkel abgeschaffte Wehrpflicht steht erneut zur Diskussion, zumal sowohl die Ukraine wie Russland Probleme hatten, auf ein ausreichend großes Reservoir von Reservisten zurückzugreifen. Das muss schnell geschehen. Das aus der Erfahrungen der NS-Zeit entwickelte Konzept einer demokratisch korrekten „Parlamentsarmee“ ist vermutlich nicht kriegstauglich. Gesucht wird ein Kommandomodus, der schnelle Reaktionen ermöglicht, ohne die parlamentarische Kontrolle aufzugeben.
7. Der Ukraine-Krieg - und der Autor dieses Textes sagt dies mit großen Bedauern, er hat jahrzehntelang eine andere Position vertreten - ist leider ein Beleg für die umstrittene These, dass der Besitz der Atombombe eine wirksame Abschreckung gegen einen konventionellen Angriff darstellt. Dies wirft nicht nur die Frage auf, ob die EU eine eigene atomare Fähigkeit braucht, sondern auch, ob sogar Deutschland, entgegen allen bisherigen Positionen, eigene atomare Fähigkeiten braucht. Mit einer möglichen zweiten Präsidentschaft von Donald Trump könnte sich der atomare Schutzschirm der USA als Fiktion herausstellen.
Bild: Leopard2 A5 in voller Fahrt.Copyright: Krauss-Mafei
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